John Long feat. Willie Salomon
Pressebericht

Rundschaubericht John Long & Willie Salomon vom Mittwoch, 11.10.2017.

Bericht & Foto: WOLFGANG FREY

An den Wurzeln des Blues

Willie Salomon und Long John sind erstmals gemeinsam in Europa unterwegs. Ehrensache, dass sie auch im Häberlen der Gaildorfer Kulturschmiede auftreten.

Letzten Samstag gab es bei der Gaildorfer Kulturschmiede ein Blueskonzert der Extraklasse. John Long, ein knorriger Bluessänger mit strahlend blauen Augen, der 1950 in St. Louis, Missouri, geboren wurde, und gerade zum ersten Mal mit seinem Freund Willie Salomon in Europa tourt, ahnte freilich auch nicht, was ihn in Gaildorf erwartet.

Im Häberlen war alles für das Konzert vorbereitet. Dieses Mal waren etwas mehr Sitzplätze und Tische als sonst aufgestellt, was bei einigen Gästen zuerst Verwunderung auslöste. Aber das Mehr an Sitzplätzen schaffe mehr Gemütlichkeit und bewirke eine gewollte Zuhöratmosphäre, so die Veranstalter. Zu Beginn waren die Plätze fast alle belegt. Das Intro spielte Willie Salomon auf seiner akustischen Gitarre, und bat dann John Long, auf die Bühne zu kommen. Der griff zuerst nach seiner Gitarre und setzte sich dann seinen selbstgebastelten Mikrofon- und Mundharmonikaständer auf die Schultern. Mit der Eigenkomposition „Red Hawk“ stimmten sich die Musiker aufeinander ein. Im Nachgespräch sagte Willie Salomon, dass es ihm auf der Bühne mit Long so vorkomme, als wenn sich der „musikalische Herzschlag vereint“.

Im ersten Teil des Konzerts spielten sie Lieder der aktuellen CD von John Long „Stand Your Ground“, die bei Delta Groove Music erschienen ist. Das Publikum kam zusehends in Stimmung, applaudierte den Zwischensoli und honorierte die vielseitig und authentisch vorgetragenen Songs mit Beifall. Salomon wechselte dann und wann von der Gitarre zur Steel-Guitar; Long von der akustischen zur halbakustischen Gitarre. Meistens kamen der Bottleneck und eine der Mundharmonikas zum Einsatz.

Trotz der Unterschiedlichkeit der Musiker erschien das Duo wie aus einem Guss. Long sei auf der Bühne unberechenbar, sodass man immer mit allem rechnen müsse, erklärte Salomon.

Special guest: Werner Eichele

Oft mussten die Gitarren zwischen den Liedern nachgestimmt werden, was Long jedoch mit kleinen Anekdoten oder mit Ansagen des kommenden Liedes überbrückte. Manchmal stimmte er auch seine E-Saite um einige Töne nach unten, um einen tieferen Bass härter anschlagen zu können. Den Lied- und Textaussagen beziehungsweise „true lovestories“ tat das gut.

Nach einer Pause, das Häberlen war mittlerweile voll, gab‘s fürs Publikum eine kleine Überraschung: Long bat Werner Eichele ans Klavier, das in weiser Voraussicht bereits vorher aufgebaut worden war. Das Repertoire, das im zweiten Set erklang, war gespickt mit Songs der großen verstorbenen Bluesmeister wie: Big Joe Turner, Elmore James, W.C. Handy, H. Whittaker, Big Bill Broonzy und Muddy Waters. Willie Salomon wechselte ebenfalls zum Ende des zweiten Sets ans Klavier und bewies exzellenter Können. Das Publikum genoss die hundertprozentige Authentizität, die Long ausstrahlte und bekam dafür eine Zugabe. Beim Verkauf und der Signatur seiner CD’s lobten John Long und Willie Salomon die Kulturkneipe und das sachverständige Publikum.

Text zum Foto: Akustischer Blues aus Meisterhand: Willie Salomon und John Long auf der Bühne des Häberlen in Gaildorf.

John Long feat. Willie Salomon
Samstag, 07.10.2017, 20:00 Uhr
Kulturkneipe Häberlen
Mitglieder € 13,-, Nichtmitglieder € 15,-

John Long

Geboren 1950 in St. Louis, Missouri, begann er bereits im Kindesalter mit dem Gitarrespielen. In den 1960er Jahren spielte er mit seinem blinden Bruder Claude in lokalen Bands in St. Louis und East St. Louis. Anfang der 1970er Jahre zog er nach Chicago, damals wie heute der Nabel der Blueswelt schlechthin, und bekanntermaßen reich an wunderbaren, heute zum Teil legendären Musikern. Big Joe Williams, der im Keller unter einem Schallplatten-Laden wohnte, führte ihn in die Kunst des Bottleneck-Spiels ein. Bald hatte sich der junge Johnny Long, wie er sich bis in die 1990er Jahre nannte, einen ausgezeichneten Ruf in der Szene erworben. Big Walter Horton, einer der bedeutendsten Mundharmonikaspieler in der Geschichte des Blues wurde auf ihn aufmerksam und nahm ihn mit auf Tournee. Als ihn Muddy Waters eines Tages hörte, war er sogar so begeistert, dass er ihn als“the best young Country Blues player playing today“ (1974) bezeichnete. (Referenz: Bob Margolin, Gitarrist der Muddy Waters Band). Eine besondere Beziehung entwickelte sich zwischen Long und Homesick James, der zeitlebens für ihn wie ein Vater war…

Willie Salomon hat ein wunderbares breites Repertoire, das das ganze Spektrum und alle Stile des Vorkriegs-Blues umfasst, und er kann die Zuhörer von Piedmont zum Mississippi Delta, von Bentonia zu Ragtime zum frühen Jazz führen, offenbar mit jedem Instrument, das er anfasst, und mit unglaublicher Musikalität. Er zeigt echte Leidenschaft und brennende Liebe für die Musik und das hört man Note für Note. Willie Salomon spielt heiß, mit Gefühl und Sensibilität, mit genau der richtigen spielerischen Note und Freude, die uns daran erinnert, dass der Blues eine zelebrierende Musik ist, mit einem Unterton von Schmerz. Manchmal fehlt den Musikern die Essenz dieser Musik, auch wenn sie sie gut kopieren, weil sie den Kern nicht wirklich verstehen. Das Wort „authentisch“ wird oft missbraucht, um „es klingt wie damals“ auszudrücken. Zwar „klingt“ es „wie“, aber es fehlt einfach das richtige Gefühl des echten „deep“ Blues. Willie Salomon hat beides – er ist ein Meister der Technik und er hat das von tiefstem Herzen kommende Gefühl des „old time“ Blues. Das ist nicht nacheifern, sondern eine innige Verbindung mit dem Kern und Wesen dieser Musik.

 

Ort: Kulturkneipe Häberlen
Kulturkneipe Häberlen,Gaildorf
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