Erst der Geburtstag, dann das nächste Bluesfest 16.03.2018

Rundschau vom Mittwoch 14.03.2018.

Bericht: RICHARD FÄRBER, Fotos: Manfred Schwab, Archiv Werner Eichele

Bluesfest für 2019 angekündigt. Erst der Geburtstag, dann das nächste Bluesfest

Die Festivalreihe wird fortgesetzt. Außerdem feiert der Verein ein weiteres Jubiläum: Er wurde vor 40 Jahren gegründet.

Beim Pferdemarktumzug hatte man sich noch lustig gemacht. Im Februar 1979 wurden auf einem Wagen Ambosse durchs Städtchen gekarrt und während des Umzugs eifrig behämmert. Ein etwas holprig gereimter Spruch auf einem Schild klärte die Zuschauer auf: „Jetzt sind wir nicht mehr Notstandsgebiet, für die Kultur sorgt künftig der Schmied.“

„Wir waren’s nicht“, grinst Werner Eichele, der lange Jahre Vorsitzender der hier gutmütig bespöttelten Vereinsneugründung Kulturschmiede war. Er wisse auch nicht mehr, wer den Wagen gestaltet hat. Das Foto aber hat er aufgehoben, man weiß ja nie, ob man’s noch brauchen kann. Kann man. Denn in diesem Jahr feiert die Kulturschmiede ihr 40-Jahr-Jubiläum, kommt also ins sprichwörtliche Schwabenalter, und aus dem Spott ist längst Anerkennung geworden. Der Verein hat die Stadt nicht nur mit Kulturangeboten bereichert, er hat ihr mit dem Bluesfest, das 2017 zum 25. Mal gefeiert wurde, ein kulturelles Alleinstellungsmerkmal beschert, das weltweit wahrgenommen wird.

Die Sorgen der Fans

Und das die Kräfte strapaziert. Insbesondere das Bluesfest-Jubiläumsjahr 2018, für das nicht nur ein zweitägiges Festival von exorbitanter Güte, sondern auch eine Ausstellung und eine Jubiläumsfeier organisiert wurden, hat die ehrenamtlich Aktiven an ihre Grenzen gebracht. Das wurde durchaus wahrgenommen. Langjährigen Bluesfest-Fans gruben sich tiefe Sorgenfalten in die Stirn: Machen die weiter?

Sie machen. Am Samstag hat Werner Eichele bekannt gegeben, dass am 5. und 6. Juli 2019 das 26. Bluesfest auf der Kocherwiese steigen wird. Die Entscheidung sei beim Monatstreff der Kulturschmiede gefallen, sagt Eichele. Und sie gelte ausschließlich für 2019. Ob weitere Bluesfeste folgen, werde nach Lage der Dinge entschieden. Denn die Belastung ist groß, die Mitglieder werden nicht jünger, und auch im Publikum überwiegen graue Mähnen und schütteres Haar: „Guck dir mal die Videos an“, grinst Eichele. Bei der demnächst anstehenden Mitgliederversammlung werde man über Organisation und Strukturen reden müssen.

Eine Art „Deadline“ gibt’s auch: Der geplante Bau der Umgehungsstraße wird die Kulturschmiede ihr angestammtes Festivalgelände kosten. „Dann ist’s aus“, sagt Eichele, einen anderen Standort als die Kocherwiese könne er sich fürs Bluesfest einfach nicht vorstellen.

Soziokultur in Selbstverwaltung

Die Kulturschmiede ist eine Art „weißer Rabe“ in der baden-württembergischen Kulturlandschaft. Sie zählt, wie übrigens auch der Club Alpha 60 im benachbarten Schwäbisch Hall, der letztes Jahr 50 wurde, zu den wenigen soziokulturellen Zentren, die an der Selbstverwaltung festhalten. Anders als der Club Alpha und das Bilderhaus in Gschwend ist die Kulturschmiede auch nicht Mitglied der „Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen und Soziokulturellen Zentren (LAKS)“, die unter anderem für die Verteilung von Landesmitteln zuständig ist.

Sie ist auch so groß geworden. Gegründet von Leuten, die sich zu alt fürs seinerzeitige Jugendzentrum im Alten Schloss fühlten, brachte die Kulturschmiede den Blues und den Jazz, den Rock und den Folk, Kabarettisten und andere Kleinkünstler in die Schenkenstadt. Seit 1997 wird sie auch von der Stadt gefördert. 2002, nach langen Jahren des Nomadisierens durch die örtlichen Veranstaltungsräume, erhielt sie mit dem Häberlen eine eigene Kneipe. Und drei Jahre später gab’s den Medienpreis der drei Kreiszeitungen Haller Tagblatt, Hohenloher Tagblatt und RUNDSCHAU. Und keinen Spott beim Pferdemarkt.

Geburtstagsparty mit Soulfinger

Kein Sommerfest Seit einigen Jahren organisiert die Kulturschmiede im Wechsel mit dem Bluesfest ein Sommerfest im Garten der Brauerei Häberlen. Dieses „Bluesfeschdle“ fällt in diesem Jahr aus, allerdings nicht ersatzlos. Die Kulturschmiede plant stattdessen ihren 40. Geburtstag. Er wird am 28. Juli im Schlosshof gefeiert. Eine angemessene Band wurde auch gefunden: „Soulfinger“ waren zuletzt beim Sommerfest 2008 zu hören. Die fulminant mit Bläsern und Sängern ausgestattete Forma­tion wird für die Kulturschmiede und ihre Gäste quer durch die Geschichte des Soul brettern.

Text zum Foto-1: Man muss sie auch mal loben, würdigen und feiern: Zum Finale des 25. Gaildorfer Bluesfestes holt Ansager Siggi Karcher das Organisationsteam auf die Bühne, das nicht nur während der zwei Festivaltage unermüdlich gerödelt hatte. (Foto: Manfred Schwab).

Text zum Foto-2: Pferdemarkt 1979: Mit einem Umzugswagen wird die noch junge Kulturschmiede auf die Schippe genommen. (Foto: Archiv Werner Eichele).

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