Rundschaubericht Kirk Fletcher Band vom Mittwoch, 14.11.2018.
Bericht & Foto: WERNER SCHMIDT
Ein Hauch von Ursprünglichkeit
Der Bluesgitarrist Kirk Fletcher begeistert mit seiner Band das Publikum im ausverkauften Gaildorfer Häberlen.
Kirk Fletcher, groß, massig, im Hawaiihemd XXXL, tritt auf die kleine Bühne im Häberlen, und das Publikum tobt. Zum dritten Mal schon ist er in Gaildorf. Zuletzt im vergangenen Jahr beim Bluesfest. Schon lange zählt Kirk Fletcher zu den herausragenden Livekünstlern der Bluesszene.
Dieses Mal kommt er im Trio mit Matt Brown am Schlagzeug und Jonny Henderson an der Orgel. Die sorgt für einige Irritationen im Publikum: „Es stört mich, dass ich ständig einen Bass höre, aber keinen auf der Bühne sehe“, stellt ein Zuhörer fest, während ein zweiter klarstellt: „Auf der Orgel kriegste den Sound auch nicht so hin.“
Der Sound der Hammondorgel lässt Erinnerungen wach werden an früher. Bei Emerson, Lake and Palmer spielte die Orgel eine dominierende Rolle. Deep Purple setzte sie ein. Aber das war eine andere Zeit und vor allem eine ganz andere Musik.
Kirk Fletcher begeisterte im Häberlen, das schon lange vorher ausverkauft war. An der Kasse standen die Hoffnungsfrohen, die darauf warteten, dass jemand seine Karte nicht abholte, um sie dann abgreifen zu können. Um an die lautesten Plätze direkt an der Bühne zu kommen, waren die Besucher schon lange vorher erschienen und rückten auch nicht einen Fußbreit ab, um ja keinen Schweißtropfen des Ausnahmegitarristen zu versäumen.
Antwort gesucht
Immerhin zählt der 1975 in Kalifornien geborene Fletcher zu den ganz Großen im Blues. Davon brachte er am Samstagabend eine riesige Portion mit ins Häberlen. Nicht auf alles hatte er eine Antwort parat, weshalb eines seiner Stücke schlicht und einfach „Answer“ hieß und er das Publikum bat: „Wenn sie euch einfällt, lasst es mich wissen.“
Die Website musicradar.com hat Kirk Fletcher neben zwölf anderen Gitarristen für die Wahl zum besten Gitarristen 2018 nominiert. Weitere Kandidaten sind Mark Knopfler und Joe Bonamassa. Fletcher hat schon an der Seite vieler Musiker gespielt. Auch Eros Ramazzotti holte ihn bereits in seine Band.
Egal mit wem und wo Kirk Fletcher auftritt, sein Gitarrenspiel ist immer authentisch und hat einen Hauch der Ursprünglichkeit der Musik seiner Eltern und Großeltern. Den Geist des Blues der 50er- und 60er-Jahre hört man deutlich heraus. Also etwas aus dem letzten Jahrhundert, als der Erinnerung nach ohnehin alles etwas besser, weil anders, vielleicht auch verklärter war. Diesen musikalischen Geist brachte er auch mit nach Gaildorf ins Häberlen. Und vielleicht auch deswegen war das Konzert ausverkauft und die Fletcher-Fans waren durchweg begeistert.
Text zum Foto: Blues im Hawaiihemd: Kirk Fletcher und seine Band auf der Bühne des Häberlen.