Rundschaubericht Pigeons On The Gate vom Mittwoch, 05.12.2018.
Bericht & Foto: WERNER SCHMIDT
„Whiskey in the Jar“ und Anekdoten
Die Gruppe Pigeons On The Gate bietet in der Gaildorfer Kulturkneipe Häberlen irisch eingefärbten Folk mit Rock-Elementen. Das gesamte Publikum wird zu Background-Sängern.
Die Schweizer haben’s irgendwie drauf. Mit den Tauben auf dem Tor – der Gruppe Pigeons on the Gate – hatte wiederum eine aus der Schweiz stammende Formation im Häberlen einen fulminanten Auftritt. Vor etwa zwei Jahren begeisterte Nico Brina aus Biel das Häberlen-Publikum mit Boogie-Woogie-Rock.
Diesmal liegt der musikalische Schwerpunkt mehr bei Folk mit Rockelementen. Irisch eingefärbt sind die Songs des Sextetts um das Frontpaar Lajescha und Roger O’Dubler. Es erklingen viele Eigenkompositionen, die sich an der irischen Seele, der Landschaft, den Menschen, aber auch der politischen Situation im Konflikt zwischen dem von England verwalteten Nordirland und dem irischen Teil der Insel orientieren. Zudem gehören irische Traditionals zum Repertoire.
Da darf natürlich „Whiskey in the Jar“ nicht fehlen. Mit entsprechenden Rockelementen aufgepeppt, gehört bald das gesamte Häberlen-Publikum zu den Background-Sängern. „Wir bringen euch schon in Stimmung“, verspricht Lajescha O’Dubler und verlangt mit charmantem Schweizer Akzent, dass das Publikum bis zur Bühne aufrückt und die etwa einen Meter breite Lücke auch noch schließt. Um später am Abend festzustellen: „Seit wir auf Tour sind, hat es noch nie so viel Spaß gemacht wie heute.“
Nun waren die sechs Musiker in Gaildorf grade mal auf der vierten Station – und auf der ersten in Deutschland – ihrer am 1. November begonnenen „Chasing Suns Tour“. Zuvor hatten sie in Winterthur, Binningen und Schaffhausen in der Schweiz gastiert. Aber wer viel rumkommt, kann viel erzählen. Zu vielen ihrer Songs gibt es deshalb kleine, meist witzige Anekdoten. Wie zu „Maggie Maguire“, bei dem Roger erst im Nachhinein einfiel, dass ja zu ihrem irischen Bekanntenkreis eine Maggie Maguire gehöre. Also setzte er sich mit ihr in Verbindung und holte sich die Erlaubnis, dass das Lied ihren Namen tragen darf.
Das erzählen sie mit einer ansteckenden Begeisterung. Und ja, man wolle Spaß haben bei dem, was man tut. Dabei komme es nicht immer auf Perfektion an. Man solle versuchen, seine Träume umzusetzen, wovon dann auch das Lied „Run for your Dreams“ erzählt. Und wo die irische Musik oft melancholisch, hintersinnig, tiefschürfend sein kann, da schlagen bei den „Pigeons“ die unbändige Lebensfreude und die Begeisterung an der Musik durch, was niemanden unberührt lassen kann.
Kein Wunder also, dass die Band inzwischen in der Schweizer Folkszene einen Stammplatz hat und bereits bei nahezu allen Festivals wie dem „Irish Open Air“ in Toggenburg, dem „Heiteren Open Air“ oder den Winterthurer Festwochen aufgetreten ist. Parallel dazu fasste das Sextett in den vergangenen Jahren aber auch in Deutschland Fuß. Zuerst im Deutsch-Schweizer Bereich um den Bodensee und Südbaden wie in Kehl, Singen und Friedrichshafen. Inzwischen haben sie ihren musikalischen Wirkungskreis ausgeweitet. Sie spielten auf dem Südstadtfest in Nürnberg, dem Altstadtfest in Jena, beim Zeltspektakel in Wendlingen und beim „Irish Open Air“ in Poyenberg in Schleswig-Holstein. Vielleicht sollte das Häberlen die vier Jungs und zwei Mädels noch mal nach Gaildorf holen. Vielleicht als Überraschungsband zum Bluesfest 2019.
Text zum Foto: Bei ihrem Gaildorfer Auftritt holen die Pigeons on the Gate die Zuhörer nahe an sich heran und lassen sie mitsingen. Sie schaffen im Häberlen mit Eigenkompositionen und Traditionals eine ausgelassene Stimmung.