Albie Donnelly’s Supercharge
Pressebericht

Rundschaubericht Supercharge im Häberlen vom Montag 27.01.2020.

Bericht & Foto: RICHARD FÄRBER

Im Paradies der Taugenichtse

Albie Donnellys „Supercharge“ sind wieder unterwegs. Am Freitag war die legendäre Rhythm’n’Blues-Band im Gaildorfer Häberlen zu hören.Es war ihr vierter Auftritt für die Kulturschmiede.

Trinken, Zocken, die ganze Nacht aufbleiben - das nun auch schon fast siebzig Jahre alte „Fool’s Paradise“ scheint einem wie Albie Donnelly auf den Leib geschrieben, ein Lieblings- und Lebenslied. 73 Jahre alt wird der Tenorsaxophonist und Sänger - Markenzeichen: Vollbart, Glatze, Sonnenbrille - in diesem Sommer, und die meiste Lebenszeit hat er wohl in diesem Paradies der Dummköpfe oder Taugenichtse verbracht, vor dem die Mama immer gewarnt hatte: „Musiker willst du werden? Willst du Selbstmord begehen?“

Seit 1973 unterwegs

Es ist wohl doch eher so, dass er glücklich wurde. Und dass er eine Konstanz an den Tag gelegt hat, die in dieser Branche eher ungewöhnlich ist. Seine Rhythm’n’Blues-Formation „Supercharge“, mit der er am vergangenen Freitag im Häberlen der Gaildorfer Kuturschmiede erscheint, gibt’s bereits seit 1973, sie war unter anderem mit Bob Geldof’s Boomtown Rats zu hören, mit Ray Charles, B.B. King und Fats Domino und spielte auf der Hochzeit der Milliardenerbin Tina Onassis. Und für die Kulturschmiede: seit 2002 zwei Mal beim Pferdemarkt-Jazzfrühschoppen, ein Mal beim Sommerfest.

Von der aktuellen Supercharge-Stammbesetzung sind der Baritonsaxophonist Jürgen „Big Jay“ Wieching, der Posaunist Torsten Heitzmann und der Pianist und Organist Sascha Kühn im Häberlen dabei; ihre zur Perfektion eingespielten Licks, Läufe und Akkordwälle sind der Nukleus der Band. Gitarrist Pomez Di Lorenzo, Bassist Falko Burkert und Schlagzeuger Bernie Weichinger bilden die kurzfristig zusammengestoppelte Rhythmusgruppe – geübt hätten sie tags zuvor beim ersten Auftritt in Regensburg, grinst Weichinger, wenn’s sein muss, spielen sie vom Blatt.

Besser kann eine Band nicht funktionieren

Dass sie frisch zusammengefunden haben, merkt man eher nicht, im Gegenteil. Als sie nach drei schnellen Bluesnummern bei der Ballade „These Last Two Dollars“ landen, liegen die Bläserflächen perfekt ausbalanciert über dem getragenen Groove. Und das folgende Stripschuppen-Intro, das Donnelly mit allerlei Witzchen und Publikumsanimationen in die Länge zieht, mündet in ein triolig in den Takt gehievtes Gitarrenmotiv, aus dem sich ein ungeheurer Tutti-Sog entwickelt, der geradezu hypnotisch wirkt. Besser, hinreißender kann eine Band nicht funktionieren.

Vom Bluesrock bis zum Funkjazz-Klassiker „Pick Up The Pieces“ reicht das Repertoire, es gibt Latin-Anklänge und Duke Ellingtons Zirkusnummer „Caravan“ liefert das Motiv für ein umjubeltes Schlagzeugsolo und einen etwas niederträchtigen, allerdings auch von den Musikern bewieherten Witz von Donnelly: Warum beklatschen die Leute einen Drummer nach seinem Solo? Weil er aufgehört hat.

Der Blues aber dominiert das Konzert, und die Alltagsweis- und albernheiten, die zwischen den zwölf Takten hausen, liefern die Geschichten und auch die Fallhöhen dazu. Über den versponnenen Text von „Whisky Drinkin’ Woman“ kann man sich amüsieren, die rauschhaften Soli aber, die dann aus wenigen, gelassen in den Groove geworfenen Tönen zu wahren Soundorgien hochgezogen werden, sind eine im Wortsinn schöne Kunst.

Klassiker mit Einlagen

Und die Band ist dann zuletzt auch ganz bei sich, als sie elegant-gelassen „Fool’s Paradise“ hochzieht und „Caledonia“ als angemessenen Speed-Boogie ins begeisterte Getümmel jagt – und natürlich auch, als sie für das Geburtstagskind Martin am Mischpult den „Happy Birthday Blues“ anstimmt, spontane „Ladies Night“-Einlage inklusive.

Den „Hoochie Coochie Man“ gibt’s als Zugabe, der ausverkaufte Saal tobt, als die göttliche Hookline angespielt wird, die, auch wenn’s die Unesco noch nicht mitgekriegt hat, längst zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit gehört. Und die Band, die seit zwei Tagen zusammenspielt, witzelt leichthändig einige Takte Country-Schmelz und – „Buona Sera Signorina“ – Italo-Schlagerseligkeit von Louis Prima ins Gebrodel: Taugenichtse in Höchstform.

Text zum Foto: Sänger, Saxophonist, Witzbold mit Sonnenbrille: Albie Donnelly, Gründer und Chef der legendären „Supercharge“ im Gaildorfer Häberlen. Rechts der Baritonsaxophonist Jürgen „Big Jay“ Wieching.

Albie Donnelly’s Supercharge
Freitag, 24.01.2020, 20:00 Uhr
Kulturkneipe Häberlen
Mitglieder 18 €, Nichtmitglieder 20 €

K O N Z E R T  A U S V E R K A U F T !

Sieben Musiker betreten im schwarzen Anzug die Bühne. Im Mittelpunkt: der charismatische Charakterkopf und Bandleader Albie Donnelly. Was folgt, ist ein musikalisches Ereignis mit der Wucht einer Naturgewalt: „Rhytm’n‘Blues Orkan“, „Vulkan vor dem Ausbruch“ ein „Truck mit Überschall“, sogar „Außerirdische Blues Berserker“ sind Beschreibungen, wie sie in den Überschriften der Presse zu lesen sind.

Die ersten Akkorde klingen und ansteckende Lebensfreude lässt den vielzitierten Funken sofort überspringen. Die Powertruppe hat das Publikum von der ersten Nummer an auf ihrer Seite. Bühnenpräsenz, Show, Choreographie, Humor, Perfektion, Virtuosität – das ist ALBIE DONNELLY‘S SUPERCHARGE.

Im Jahr 1973 gründete der Liverpooler Bandleader Albie Donnelly mit einem Haufen von lokalen Musikerkollegen die Band Supercharge, um dem allgegenwärtigen „Mersey-Beat“ eigene Musik entgegenzusetzen. Rhythm’n’Blues, Soul, Funk und jede Menge englischer Humor zeichnen die erste Plattenproduktion „Between Music And Madness“ aus.

Die nun folgende Karriere der Band liest sich wie ein Lexikon der modernen Unterhaltungsmusik: Studioaufnahmen in London mit Bob Geldof und den Boomtownrats, Plattenverträge mit Richard Bransons Virgin Music, Produktionen von Robert „Mutt“ Lange (Graham Parker, AC/DC, Brian Adams), Goldene Schallplatten, No 1 Hits und Tour in Australien. Auftritte mit Graham Parker, Fats Domino, Chuck Berry, Ray Charles, B. B. King und Queen machten Albie Donnelly’s Supercharge zur Nummer Eins Rhythm’n’Blues Band in Europa.

Nach 40 Jahren “on the road” ist die Formation mit dem britischen Chef alles andere als eine Rentnercombo. Albie Donnelly - Mr. Supercharge - ist immer noch die Coolness in Person. Mit den bewährten Attributen Vollbart, dunkel-getönter Brille und auf Hochglanz polierter Glatze ausgestattet, ist er am Tenorsaxophon nicht nur künstlerisch eine Sensation. Markant wie eh und je ist auch die mit den Jahren gereifte Stimme. So findet Albie Donnelly’s Supercharge wieder zurück zum kraftvollen Rhythm’n’Blues der alten Tage:

Baritonsax, Posaune, Gitarre, Keyboards, Bass, Drums – fette Arrangements sind dabei garantiert. Die siebenköpfige Band gibt eine kompakte Einheit ab, energiegeladen “Between Music And Madness”. Und doch lässt das aktuelle Programm zwischen all dem Tempo und kaum nachlassender Rasanz Platz für Feinheiten. Stücke, bei denen man merkt, dass die ansonsten auf Volldampf getrimmte Band auch einen Gang zurückschalten kann und trotzdem nicht an Substanz einbüßt. Bläsersätze im Swingglanz, wabernde Hammondsounds, wohldosierter Klamauk  - ein Spaß für sich.

Natürlich ist der Spagat zwischen Anspruch und Good-Time-Music, zwischen Gassenhauern und grundsolidem Handwerk ein Wagnis und so wurde die von Donnelly kreierte Mischung aus Rhythm’n’Blues, Funk und rockigem Jazz oft kopiert, das Original ist jedoch nicht zu toppen!

Besetzung:
Albie Donnelly - lead vocals, tenor saxophone
Thorsten “Bonefunk” Heitzmann - trombone, backing vocals
Jürgen “Big Jay” Wieching - bariton saxophon, backing vocals
Pomez Di Lorenzo -  guitar, vocals
Sascha Kühn - organ, piano
Falko Burkert - bass
Bernie Weichinger - drums

Tickets: 07944-5319896 (Anne Kauer), Email: annekauer@gmx.net

Ort: Kulturkneipe Häberlen
Karlstr. 66, 74405 Gaildorf
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