Rundschaubericht Bonita & The Blues Shacks Montag 13.02.2023.
Bericht & Foto: RICHARD FÄRBER
Eine Soulmesse zum Frühstück
Die Ekstase ist Programm: Die Ausnahmesängerin Bonita Niessen mit den Blues Shacks beim Jazzfrühschoppen der Gaildorfer Kulturschmiede zum Pferdemarkt.
Zwei Bluesnummern zum Aufwärmen, ein erstes Kabinettstückchen von Andreas Arlt auf der E-Gitarre, dann ist sie da, und mit ihr die ganz große Oper: Die Soulsängerin Bonita Niessen, genannt Bonita, gibt, begleitet von den „Blues Shacks“, ihr Gaildorf-Debüt im ausverkauften Kernersaal. Es ist Sonntag, 11 Uhr, die Nacht davor war offenbar kurz und das Gaildorfer Bier lecker, und deshalb trägt sie „zur Ablenkung“ was Kurzes, Enges. Zur Ablenkung? „Stand der Dinge, Augenringe“, grinst sie von der Bühne. 
Rhythm-&-Soul-Blues-Orgie
Übernächtigt, verkatert gar, wirkt allerdings gar nichts an diesem Jazzfrühschoppen, der sich im Handumdrehen zu einer Rhythm-&-Soul-Blues-Orgie entwickelt, wie man sie in dieser Körperlichkeit selbst in der Bluesstadt Gaildorf noch nicht zu hören bekam – zumindest nicht an einem Sonntagvormittag.
Vor zehn Jahren ist Bonita zu den Blues Shacks gestoßen, die, hochdekoriert, seit drei Jahrzehnten eine feste Größe der internationalen Bluesszene darstellen. Die Sängerin bringt den Soul ins eigentlich recht bluesige Bandrepertoire, den säkularisierten Gospel also, der den gesanglichen Lobpreis aus der Kirche auf die Konzertbühne, in die Clubs und in den Alltag holt: Stimmentfaltung beim Streit mit dem Gatten. Den spielt bei den Blues Shacks verlässlich und mit großer Leidenschaft der Harpspieler und Sänger Michael Arlt. Die erzählerischen Duette, die sich die beiden liefern, sind große Kunst. Und lustig.
Eigentlich aber hat der Bluessänger schlechte Karten, wenn die Souldame – den Begriff Diva verkneifen wir uns wegen der völligen Abwesenheit irgendwelcher Allüren ausdrücklich – die Stimmbänder lockert. Denn Bonitas Gesang ist eine Instrumentalklasse für sich: Mühe- und schwerelos turnt sie durch die Oktaven, wechselt im Handumdrehen vom Röhren ins Johlen und ins Jubeln, kickst und brüllt, verziert, verschleift und dehnt und landet doch immer auf den Punkt im Solarplexus der Zuhörer.
Der Drang zum Rausch
Dass Bonita fliegen kann, liegt allerdings auch an den Blues Shacks, die eine Tendenz haben, jedes Stück bis zur Ekstase auszukosten. Solistisch dominieren der flinkfingrige Tastentrommler Fabian Fritz an Klavier und Orgel, der mit einer offenbar unerschöpflichen Fantasie begabte Ausnahmegitarrist Andreas Arlt und dessen freundlicher Bruder Michael, der an der Bluesharp ziemlich raubauzig werden kann.
Und gemein ist ihnen der Drang zum Unerhörten, zu Rausch und Ekstase: Was einigermaßen kultiviert beginnen mag, endet verlässlich in tobenden Stakkati und die Finger verknotenden, schier endlosen Triolenmustern. Das sind dann die Momente, in denen Schlagzeuger Andre Werkmeister und Bassist Henning Hauerken breit grinsend eingreifen und ihre Kollegen vollends heimwärtshämmern.
Text Foto-1: Eine Klasse für sich: die Soulsängerin Bonita Niessen mit Andreas (links) und Michael Arlt von den Blues Shacks beim Jazzfrühschoppen im ausverkauften Kernersaal in Gaildorf.
Rundschaubericht Bonita & The Blues Shacks Montag 09.02.2023.
Bericht: RICHARD FÄRBER, Foto: Felix Engel
Die Kulturschmiede serviert den Pferdemarktblues
Bonita & The Blues Shacks spielen am Pferdemarktsonntag im Kernersaal. Die Bluessause für Frühaufsteher ist natürlich längst ausgebucht.
B.B. bleibt für dieses Mal daheim. Zum traditionellen und traditionell auch längst ausverkauften Pferdemarkt-Jazzfrühschoppen der Kulturschmiede im Kernersaal der Limpurghalle bringen die Blues Shacks aus Hildesheim die Sängerin Bonita Niessen mit. Die aus Kapstadt stammende Vokalistin dürfte aufmerksamen Castingshow-Guckern ein Begriff sein: 2003, als der Fernseh-Moderator Stefan Raab den deutschen Teilnehmer des Eurovision Song Contest „castete“, schaffte sie es bis ins Finale gegen Max Mutzke.
B.B. hat jetzt mal Pause
Ihr erstes Album „Just“ war schon drei Jahre zuvor erschienen, nun folgten „Bonita“, ein Live-Album, und schließlich ein Duett mit Michael Arlt von B.B. & The Blues Shacks, aus dem dann die Formation Bonita & the Blues Shacks entstand. 
B.B. hat also Pause beim Jazzfrühschoppen im Kernersaal. Wobei es sich ohnehin nicht um eine reale Persönlichkeit handelt, sondern um eine Reminiszenz an den legendären B.B. King, dem sich die Blues Shacks verbunden fühlen, und an die Band „Boogie Bock und die Beinharten“, aus der die Blues Shacks im Jahr 1989 hervorgingen.
Boogie Bock meint übrigens den Schlagzeuger Andreas Bock, der zur Gründungsformation zählte und auch schon in Gaildorf zu hören war. Die Gründungsgeschichte von B.B. & The Blues Shacks findet sich, das nebenbei, in dem Buch „Ich hab den Blues schon etwas länger“ von Michael Rauhut und Reinhard Lorenz, das die deutsche Bluesszene beziehungsweise das deutsche „Bluesphänomen“ unter die Lupe nimmt.
Weltweit unterwegs
Das Wort „phänomenal“ beschreibt die Blues Shacks auch schon ganz ordentlich. Seit nahezu 34 Jahren in Sachen Blues „on the road“, war die Band auf nahezu allen großen europäischen Festivals zu hören und weltweit unterwegs. Zweimal erhielt sie die Auszeichnung „Trophée France Blues“ als „beste europäische Bluesband“, dreimal den German Blues Award. Unter anderem.
Frontmann Michael Arlt (Vocal und Harp) wird heute zur ersten Liga europäischer Blues- und Soulsänger gezählt, und sein Bruder Andreas Arlt gilt als Gitarrist von Weltklasse. Fabian Fritz (Klavier und Orgel), Henning Hauerken (Kontrabass und E-Bass) und Andre Werkmeister (Schlagzeug) machen die Band komplett.
In Gaildorf ist die Truppe erstmals 1999 zu hören als „Opener“ des 16. Gaildorfer Bluesfestes. 2010 treten B.B. & The Blues Shacks im Häberlen auf, im Jahr darauf erneut beim Bluesfest. Die Chronik verzeichnet zudem zwei Blues-Shacks-Konzerte anlässlich der Schrozberger Bluesnacht selig – das Festival war 2012 eingestellt worden.
Bloß beim Jazzfrühschoppen der Kulturschmiede beim Pferdemarkt sind die Blues Shacks noch nicht aufgetreten. Dafür, dass es diese renommierte Veranstaltung auch schon seit 31 Jahren gibt, ist das eigentlich fast schon unerhört.
Text Foto-2: Die Sängerin Bonita Niessen und die Blues Shacks spielen beim Pferdemarktfrühschoppen der Kulturschmiede in Gaildorf. Andreas Arlt (Gitarre, Gesang), Michael Arlt (Mundharmonika, Gesang), Henning Hauerken (Bass), Andre Werkmeister (Schlagzeug) und Fabian Fritz (Klavier, Orgel) sind eine feste Größe der europäischen Bluesszene. Foto: Felix Engel