Rundschaubericht 4erMucke & Kapelle So&So im Häberlen, 09.04.2024 Bericht & Fotos: Elisabeth Klaper.

Vivaldi auf bayerischem Blech serviert

Für die Gaildorfer Kulturschmiede ist der Blasmusikabend mit „So & So“ und der Band „4er Mucke“ ein Volltreffer. In der Kulturkneipe „Häberlen“ herrscht bunter Betrieb.

So viele altersmäßig bunt gemischte Musikfans wie selten drängten sich in der Kulturkneipe „Häberlen“ der Gaildorfer Kulturschmiede beim ersten Blasmusikabend mit der Kapelle „So & So“ und „4er Mucke“. Beide Formationen erwiesen sich als enorm vielseitig und flexibel: Sie servierten dem Publikum einen attraktiven Mix verschiedener Stile und Genres, selbst komponierte Stücke und Melodien von Bands und Komponisten, die meist nur Insider kennen. Zudem agierten die Musiker auch als versierte Sänger.

Die sechs Mitglieder von „So & So“ haben klassische Musik studiert und sind Profivirtuosen. Vier kommen aus dem Raum Berchtesgaden: Hansi Auer ist Künstler auf der Steirischen Harmonika, Michi Graf an der Gitarre, die beiden Österreicher Joschi Öttl und Wasti Höglauer mit dem Flügelhorn, Manu Haitzmann mit der Basstrompete und Stefan Huber auf der Tuba.

Sie brillierten mit virtuosen Improvisationen und einer Vielzahl von Klangeffekten. „So & So“ beherrscht meisterhaft die Kunst sekundenschneller Wechsel zwischen Stilen und Genres. Daher war ihr neues Programm mit dem lautmalerischen Titel in bayerischem Dialekt „Oane moan i nam i no – eine meine ich nehme ich noch“ eine vergnügliche musikalische Entdeckungsreise.

Unerwarteter Auftakt

Erster Höhepunkt war eine Bearbeitung des Konzerts für zwei Trompeten von Antonio Vivaldi: Da traf italienischer Barock auf traditionelle bayerische „Tanzlmusi“, ein hinreißender Ohrenschmaus voller Schwung und südländisch heiterer Melodik.

Zweiter Höhepunkt war das Stück zum Programmtitel, ein raffinierter Cocktail aus heißer lateinamerikanischer Salsa mit volkstümlichen Klängen und Gesang. Da gab es herrliche südamerikanisch klingende Improvisationen der Blasinstrumente und mitreißende Latinrhythmen, die das Publikum aus dem Häuschen brachten. Riesenspaß machte auch „The Chariot“, ein von einer australischen Band inspiriertes Stück des Genres Ska, das in den 1950er-Jahren auf Jamaika entstand. Da ging es in rasantem Tempo mit jazzartig hüpfendem Offbeatrhythmus zur Sache, dazu gab’s kreative Improvisationen und virtuose Effekte.

Zwischendurch konnten die Gäste bei ruhigeren, besinnlicheren und gefühlvolleren Melodien durchatmen. So beim stimmungsvollen alpenländischen Choral „Z’Nachts“ mit liedhaftem Harmonikasolo und einer langsamen Polka im typischen volkstümlichen Sound. Apropos: Der Zweivierteltakt der Polka ist der Lieblingsrhythmus der Kapelle. Sie begeisterte aber auch mit stimmungsvollen Walzern und flotten Märschen. Extra fürs Häberlen boten die Musiker einen klanglich reizvollen Blues einer kalifornischen Band: „You’re Still A Young Man“ mit Gesang, zudem ein für Tuba arrangiertes fantastisches E-Bass-Solo. Sehr gut gelang auch Michi Grafs „gesungene Anekdote“, zugleich eine Hommage an alle Kellnerinnen. Für ausgelassene Partystimmung sorgte bereits die schwäbische Vorband „4er Mucke“, deren Musiker aus der Region kommen. Christoph Paxian und Jochen Jäger spielen Trompete und Flügelhorn, Gunther Jäger Basstrompete, Tenorhorn und Posaune, Benedikt Mitterbauer Tuba. Sie präsentieren traditionelle Blasmusik neu und innovativ in minimalistischer Form voller Spielfreude und Emotionen mit launiger Moderation. Souverän boten sie komplexe Melodien, Harmonien, Rhythmen und Figurationen in hohem Tempo und begeisterten auch mit selbst komponierten und arrangierten Stücken. So mit der beschwingten Polka „Vorfreude“ im böhmischen Stil, oder einem Marsch mit exotischen Klangfarben, orientalisch oder mit Didgeridooeffekten. Ein großer Hörgenuss war die gefühlvolle Popballade „My Dream“ des Kärntners Peter Leitner mit schönen Harmonien, ebenso ein Popstück mit spanisch anmutenden Klängen und der Tuba als Melodieinstrument. Die Blasmusikparty machte Musikern und Gästen so viel Spaß, dass der Wunsch nach baldiger Wiederholung aufkam. Mit enthusiastischem Jubelapplaus feierte das Publikum die Künstler sowie das Team der Kulturschmiede und -kneipe um Carola Kronmüller.

Foto-1: Die Band „4er Mucke“ mit (von links) Benedikt Mitterbauer, Gunther Jäger, Christoph Paxian und Jochen Jäger auf der „Häberlen“-Bühne. Die Lokalmatadore eröffnen den Abend und spielen Blasmusik in einer gewagten Variation.

Foto-2: Kapelle So&So von links: Hansi Auer, Michi Graf, Joschi Öttl, Wasti Höglauer, Manu Haitzmann, Stefan Huber