Das Festival mit der Tendenz zur Party (Rundschau) 29.04.2024

Vorbericht Bluesfest, Rundschau vom Montag 29. April 2024

Das Festival mit der Tendenz zur Party

Am 12. und 13. Juli wird das 28. Gaildorfer Bluesfest gefeiert. Neun Bands werden an den beiden Tagen auf der Kocherwiese zu hören sein. Bluesrock und Soul dominieren.

Bericht: Richard Färber, Foto: Jim Drake/Privat

Auf der Homepage des Gaildorfer Bluesfestes tickt wieder die Uhr: Tage, Stunden, Minuten, Sekunden: Scheint’s will man pünktlich loslegen um 19 Uhr am 12. Juli, wenn auf der Kocherwiese das 28. Gaildorfer Bluesfest beginnt. Die Schenkenstadt ist dann für zwei Tage das europäische Zentrum des Blues, zumindest was das Aufkommen von Bluesfans und Bluesmusikern im Verhältnis zur Einwohnerzahl anbelangt. Zu den rund 12400 Gaildorfern kommen noch einige tausend Besucher aus ganz Deutschland, dem europäischen Ausland, bisweilen auch aus Übersee. Und natürlich lappt das Bluesfest auch auf den Gaildorfer Samstag hinüber, der an diesem Wochenende ebenfalls in der Innenstadt gefeiert wird.

Wie der Blues nach Gaildorf kam

Der Ruf dieses Festivals, das bewusst und mit Recht Fest genannt wird, gründet in den 1970er-Jahren im Hofe des Alten Schlosses in Gaildorf. 1978, im Gründungsjahr des Vereins Kulturschmiede, erklang dort zum ersten Mal der Blues, und damit war er auch gesetzt. Bis 1989 wurde das Bluesfest jährlich gefeiert, danach im zweijährigen Rhythmus, zum festen Spielort ist nach einigen Umzügen die Kocherwiese geworden. Bewährter Programmmacher ist Werner Eichele, Zimmerermeister, Bluespianist und Bluesexperte mit einem Riecher für das Passende und das Außergewöhnliche, der über ausgesprochen gute Kontakte in die Bluesszene verfügt.

Wie gut dieses Bluesfest funktioniert, zeigte sich nach den Corona-Jahren. Das Virus brachte die Kulturschmiede aus dem Rhythmus, das Bluesfest 2021 musste ausgesetzt werden. Für das Folgejahr ging der Verein ins Risiko, ignorierte die drohende Gefahr weiterer Lockdowns und gewann: Das Bluesfest 2022 wurde zu einer Party auf und vor der Bühne und einer geradezu unerhörten Jam-Session zum Finale.

Es sind die Großen, nicht die Stars, die nach Gaildorf kommen. Viele findet man mittlerweile verlässlich in den Listen der Blues Awards wieder, die alljährlich von der amerikanischen Blues Society vergeben werden. Beste Voraussetzungen also für die 28. Auflage des vergleichsweise kleinen Festivals mit der Tendenz zur großen Party.

Neulinge und Veteranen

Schon die Eröffnung dürfte eine sichere Bank sein: Bonita & The Blue Shacks, in Gaildorf legendär nach einer wahren Soulbluesorgie beim letztjährigen Pferdemarkt, werden den Ton vorgeben. Danach wird’s geradezu minimalistisch mit der mehrfach ausgezeichneten Sängerin und Bassistin Danielle Nicole Schnebelen-Miller aus Kansas City und ihrem Trio. Soulbluesig geht’s dann weiter mit SaRon Crenshaw. Der Sänger und Gitarrist aus New York wird von der Band von Fabrice Bessouat begleitet, die bereits 2019 mit dem Gitarristen Guy King in Gaildorf zu hören war. Höhepunkt des Abends wird aber der Auftritt von Bernard Allison sein, dem Sohn des legendären Luther Allison (1939-1997). Sein Konzert ist auch eine Referenz an das Label Ruf Records, das vor dreißig Jahren gegründet wurde. Grundlage war die Zusammenarbeit von Thomas Ruf mit Luther Allison.

Am Samstag werden ab 11 Uhr die „Bluesnasen“ in der Innenstadt zu hören sein. Um 16 Uhr beginnt dann der zweite Festivaltag auf der Kocherwiese. Zur Eröffnung spielt der Gitarrist und Sänger Alastair Greene mit seinem Trio. Greene war 2019 mit dem Sänger Sugaray Rayford in Gaildorf. Viel weiter zurück dürften die Erinnerungen von Sax Gordon Beadle reichen, der 1995 zum ersten Mal auf der Kocherwiese zu hören war. Der Saxofonist wird mit dem Soulsänger Leon Beal und der Luca Giordano Band zu hören sein. Giordano war zuletzt 2022 mit Chris Cain in Gaildorf.

Jason Ricci indes ist ein Gaildorf-Neuling. Der heute 50-Jährige, der mit seiner Band „The Bad Kind“ auftritt, gilt als einer der besten Harpspieler der Gegenwart. Zwei Bluesfest-Veteranen werden das diesjährige Bluesfest abschließen: Die Bluessängerin Shemekia Copeland, die das Bluesfest des Jahres 2011 dominierte und dann auch im Weißen Haus zu hören war, und schließlich Ronnie Baker Brooks, der zum fünften Mal die Kocherwiese ansteuern wird. Der Sohn des legendären Lonnie Brooks (1933-2017), der ebenfalls in Gaildorf zu hören war, ist ein Drauf- und Grenzgänger und eine sichere Bank für ein rauschendes Finale.

Vorverkauf beginnt am Donnerstag

Am 2. Mai beginnt der Vorverkauf fürs 28. Gaildorfer Bluesfest. Tickets gibt’s online unter www.bluesfest.de, in den Shops der Rundschau in Gaildorf, des Haller Tagblatts in Schwäbisch Hall und des Hohenloher Tagblatts in Crailsheim sowie in Gaildorf bei der Brauerei Häberlen, der Buchhandlung Schagemann und in der Häberlen Kulturkneipe. Ein Zwei-Tages-Ticket kostet an der Abendkasse 100, ein Ticket für den Freitag 50 und das Samstagsticket 60 Euro. Es gibt Ermäßigungen für Schüler und Studenten sowie für Schwerbehinderte. Kinder unter 14 Jahren in Begleitung eines Erwachsenen haben freien Eintritt.

Text zum Foto: Alter Hase, aber Bluesfest-Neuling: Der Auftritt von Jason Ricci mit seiner Band „The Bad Kind“ am Bluesfest-Sonntag auf der Kocherwiese wird mit Spannung erwartet. Der einstige Punksänger gilt als einer der besten Bluesharpspieler der Welt.

 

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